Ich werde dann mal den Anfang machen :D hoffe die Geschichte ist nicht allzu schlecht xD ich kann sie überhaupt nicht einschätzen. Wir haben es hier mit 721 Wörtern zu tun. 3.495 Zeichen (ohne Leerzeichen). Das ist nicht wirklich viel, ich hoffe das reicht so. Es tut mir auch Leid, das ein Gefühl sehr überwiegt, ich will jetzt aber auch nicht zu viel vorausnehmen. Viel Spaß beim Lesen!
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Gefühlschaos
Ich liebe es, durch die engen Gassen der Stadt zu wanden. Hier fühle ich mich zuhause. Hier bin ich zuhause. Immer, wenn ich aufgewühlt oder einfach nur unglaublich traurig bin, gehe ich hier entlang. Es erinnert mich an eine andere Zeit. Früher war alles viel einfacher. Alle zusammen sind wir unterwegs gewesen. Du, ich und all die Anderen. All die Anderen, die heute nicht mehr hier leben, die weit in die großen Städte gezogen sind, um ihr Leben zu leben, um eine eigene Familie zu gründen, neue Freunde zu finden und einen besseren Job. Denn wer will schließlich in so einer Stadt leben? Was gibt es hier schon? Einen kleinen Laden, dessen Eingang das verbogene Schild „Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht“ ziert und einen Brunnen, aus dem nicht einmal die Vögel trinken wollen. Die wenigen Kinder, die hier leben, lernen an den Schlaglöchern auf den Straßen das rechnen. Aber so war es ja schon immer. Jeden Tag der gleiche Ablauf. Wer etwas erleben will, der muss nun einmal hier weg. Auch ich war einige Jahre weit weg. Doch als ich hörte, wie schlecht es dir ging, bin ich wiedergekommen. Denn ich liebe dich. Aber du? Du sagst zu deinem Mann, dass ich nur ein alter Freund bin. Jemand, mit dem du die Kindheit verbracht hast. Für deine Tochter, bin ich der Nachbar mit den bunten Vorhängen. Ein Spielkamerad, wenn dein Mann bei der Arbeit ist. Aber wenn ich deine Hand halte, dir in die Augen sehe, dann sehe ich doch, dass du mich liebst. Oder nicht? Ich bin mir fast sicher, aber immer, wenn ich nach dem Augenblick greife, ihn festhalten will, damit er einmal nur etwas länger anhält, ist er schon fort. Und ich sehe in deinem Blick nur noch die Erinnerungen. Erinnerungen, an eine Zeit, in der wir wirklich nur Freunde waren. Noch nicht erwachsen, aber doch alt genug, um die Bonbons vom Süßwarenladen mit eigenem Geld kaufen zu müssen. Wir spielten verstecken im Wald, auch wenn es schon lange dämmerte. Alle zusammen. Und irgendwie hast du mich immer überrascht. Und immer wieder waren wir gemeinsam unterwegs. Nur wir beide. Um die anderen zu finden. Oder uns gemeinsam zu verstecken. An unseren ersten Kuss erinnere ich mich gut, auch, an deine Worte, fast genau drei Jahre später. „Schatz, ich muss hier weg. Es tut mir Leid. Ich habe einen Job.“, und ich sah die Verzweiflung in deinen Augen, weil du wusstest, dass ich nicht mitkommen könnte. Und dann habe ich fast sechs Jahre nicht ein Wort von dir gehört. Und das war in Ordnung so, weil ich wusste, dass es dir gut ging, dass du Familie hattest, und Freunde und einen festen Job. Doch als ich hörte, dass du wieder zurückkamst, wusste ich nicht, wie schlecht es dir schon ging. Und auch ich kam wieder hierher zurück. Dein Wunsch für die letzten Tage war, wieder nach Hause zu kommen. In deine Stadt. Die letzten Tage noch einmal den Regen auf dem Kopfsteinpflaster riechen, die Sonne und den Frühling spüren. Zusammen gehen wir die alten Wege ab. Ich halte deine Hand und spüre, wie schwer dir jeder Schritt fällt. Es tut mir weh, dich so zu sehen, aber gleichzeitig weiß ich ganz genau, dass du in gewisser Weise glücklich bist. Ich habe dich vermisst. Ich habe unserer gemeinsamen Zeit nachgetrauert. ich habe versucht dich zu vergessen, nur um zu merken, dass es doch nicht geht. Dafür war es einfach zu schön mit dir, jeder Tag war etwas Besonderes. Es ist verwirrend und beängstigend dich so zu sehen. Es bedrückt mich, zu wissen, dass du für dein Leben jemand anderen gewählt hast, als mich. Aber ich bin doch unbeschreiblich froh darüber, zu wissen, dass ich dich noch ein einziges Mal gesehen habe. Ich habe Angst davor, deiner Tochter zu sagen, dass du jetzt ein Engel bist. Denn das bist du doch schon immer. Ein Engel auf Erden. Aber ich weiß, dass dein Mann es nicht schaffen wird, ihr das zu sagen. Aber irgendjemand muss für sie da sein, wenn du nicht mehr bist. Und ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich das tun werde. Dein letzter Atemzug ist gekommen. Ich würde so gerne noch etwas sagen, aber ich darf nur hinter der Scheibe stehen. Dein Mann ist bei dir und deine Tochter auch. Deine ganze Familie ist da. So gerne würde ich noch Zeit mit dir verbringen. Leise flüstere ich meine letzten Worte an dich.
Ich liebe dich.

Wow. Also ich lasse jz mal einen langen Kommentar zu dem oberen Text.

Und gebe nur klammheimlich und schweigend auch mal meinen Beitrag ab. ...
Wörter: 957
Zeichen: 5096 (ohne Leerzeichen; kann auch abweichen...)




Niemand an deiner Stelle.

Schicksal scheint wie ein Stein zu sein.

Und dein Leben ist nicht mehr als Staub. Getragen vom Wind.
Um irgendwann in einem Ozean zu enden.
Um an den Strand zurück gespült zu werden.


Sodass jedes Mal, wenn wir uns sehen, es ein Treffen für die Ewigkeit ist.


Meine Stiefel versanken im Morast. Eisiges Wasser hüllte meine Knöchel ein.

Frostige Temperaturen hatten Mitteldeutschland heimgesucht. Überall auf den Dächern und an Straßenrändern glänzte Schnee. Er war nicht immer weiß. Hin und wieder traf man allerdings tatsächlich noch auf nichts weiter als diese kristalline Reinheit.
Zu Boden getreten, nach dem Absturz aus den himmlischen Gefilden, gepresst zu nicht mehr als einer grauen Masse. Eisige Störenfriede am Ende von geräumten Wegen. Aufgetürmt zu Hindernissen zwischen Gehweg und Straße.
Ein Schicksal, dass ich mit den Schneeflocken nicht teilen wollte.
Auch nicht ihre Kälte. Ihre Schönheit. Ihre extravagante Individualität. Ihren freien, ungebremsten Weg. Nicht, wenn ich dafür ihre Kälte bekäme.

Der Schlüssel in meiner Hand fühlte sich wärmer an als jede meiner Gliedmaßen.
Kratzend suchte sich er den Weg ins Schloss. Meine Hand zitterte. Der Takt von Wechselstrom erschien mir im Vergleich dazu, wie heftig meine Finger und meine Hand und mein ganzer Arm hin und her zuckten vor Kälte, wie ein lächerlicher Witz.
Wo nahm er die Wärme her? War ich tatsächlich so durchgefroren, dass mir das spiegelnde Metall jetzt angewärmt vorkam? Hätte der Schlüssel nicht zuvor in der Hosentasche Reste meiner Körperwärme aufgenommen, wäre ich wohl an ihm und damit unweigerlich an der Tür festgefroren.

Sonne glänzt auf einem See. Eine leichte Brise raut die Wasserfläche auf und dennoch wirkt sie wie ein Spiegel des Himmels. Rein und blau, durchzogen von weißen Bahnen, die auf der glatten Oberfläche wirken wie die wallenden Gewänder tanzender Engel.
Die sanften Wellen stoßen an den matschigen Ufern an feine Eiskrusten, schwappen über sie und verschlucken sich unter ihnen. Dicke Baumwurzeln schimmern wie in Glas gehüllt, immer wieder umspült von der eisigen Kälte der sanften Wassermassen.
Schwarz heben sich die verästelten Kronen vom Himmel ab. Wirken wie düstere Schattenhände, die nach allem Lebendigen greifen. Doch treiben so friedlich die Enten zwischen ihnen, den Kopf schlafend unter die Flügel gelegt und die Augen wie tot verschlossen.

Auf den rauen Fliesen hinterließen meine Füße kleine Pfützen. Das schmutzige Profil meiner Wanderstiefel verschwamm innerhalb von Sekunden. Mit jedem wankenden Schritt, den ich machte, verblassten sie. Als müsste mein Leben auf genau diese Art und Weise verblassen.
Die Wohnungstür fiel hinter mir ins Schloss. Der Widerhall auf dem kahlen Hausflur war wie das Donnern von Blitzen in den Alpen. Jedes Mal. Dieses Echo. Jedes Mal.

Obwohl ich so schrecklich fror, wurde mir bei dem Gedanken an eine warme Badewanne übel. Mit nacktem Rücken lehnte ich an der alten Heizung, durch deren Rohre knatternd das heiße Wasser rauschte.
Jacke und Hose zogen sich wie Schmutz über das Parkett. Achtlos hatte ich sie dort auf meinem Weg zum Thermostat fallen lassen. Dunkle Lachen breiteten sich um den Stoff aus, als hätte man ihm die Pulsadern aufgeschlitzt und als verblutete er dort auf dem Holz.
Stechend fühlte ich meinen eigenen Herzschlag in den durchgefrorenen Gliedern. Meine Fingerkuppen hatten sich dunkler verfärbt als die Venen, die durch meine bleiche Haut an den Handgelenken schimmerten.
Schwarze Krusten lagen in jeder Hautfalte und Dreck starrte unter meinen Fingernägeln. Mit den Zähnen kratzte ich ihn mühselig weg bis die verschrumpelten Finger vor Hitze brannten und sich der morastige Geschmack sich nicht mehr durch Schlucken von meiner Zunge verbannen ließ.

„Hat dir schon mal jemand gesagt, das du ein jämmerlicher Hasenfuß bist? Das ist nur ein Gewitter. Das kann uns hier drinnen überhaupt nichts antun. Oh, so gruslig, wie die Blitze aufleuchten. Schau, schon wieder. Und wieder und wieder und wieder.“
Die Taschenlampe wird ihr aus der Hand gerissen. Zuckend wird das ganze Zimmer erhellt. Weiß heben sich die hellen Möbel von den Wänden ab. Groteske Schatten tanzten um ihre Kanten. Auf einen Schlag wird es wieder dunkel. Ein Schrei ertönt, der von einem Donnergrollen übertönt wird. Etwas rollt in der Schwärze über den Boden und eine Tür wird zugeschlagen.
Die nächste elektrische Entladung erleuchtet das Zimmer. Zeitgleich brennt der Lärm in den Ohren. Der Boden ist gefärbt von Schatten und Blut.

Meine Hose vibrierte und für einen winzigen Moment war sich tatsächlich erschrocken und auch überrascht.
Ich kroch über die Fliesen, zog das lädierte Handy aus den nassen Taschen und mich selbst wieder an die Heizung zurück. Der Display war schwarz, doch die Tasten leuchteten wie gewohnt und das Summen verebbte, als ich das Telefonat annahm.
„Hallo Joyce.“ Die Stimme war mild und jung, doch wusste ich, dass die Frau mit der ich sprach, selbst von Lebenserfahrungen gezeichnet war, ihr Gesicht rau und ihr Tein dunkel und zerfurcht. Sie war Rumänin, ihre Eltern waren es gewesen, als sie im letzten Jahrhundert nach Deutschland auswanderten.
„Entschuldigen Sie. Ich war noch baden. Im See. Es war wieder das Mädchen“, versuchte ich mich zu erklären, obwohl sie das bereits alles wusste.
Es war immer das Mädchen. Die Angst. Die Dunkelheit.
Kontrolllosigkeit.
„Ich lasse dir ein Taxi kommen, Joyce. Stell nichts dummes an in der Zwischenzeit.“ Meine Stimme war kaum mehr ein leises Krächzen, aber sicherer und mehr, ich gedacht hatte, das ich überhaupt herausbekommen würde: „Ja. Nein. Danke.“

Staub getränkt in Tränen. Zu schwer, um verweht zu werden.
Gedacht zum stillen Versickern im Boden.

Seele um Seele.

Zu schwer für die Freiheit.
Gefesselt in Trauer. Gefangen in Erinnerungen. Gepeinigt von dieser Welt.

Ein Gefühl – wie jedes andere auch.
Grausames Zerfressen – und doch ein Gefühl.

Um nicht in der Welt einzutauschen gegen das Blöße nichts und den Tod der Emotionen.
Um nichts in der Welt zu bezwingen. Rumorend wie ein Vulkan.